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Dick und faul. Der Ausweg 2022
Der Ausweg aus der Corona-Krise. Inzwischen kennen wir ja den heimlichen Hintergrund, den bösen Feind, der uns diese Katastrophe eingebrockt hat. Gemeint ist die Fettzelle. Die Helferlein dahinter nennen sich Zucker, leere Kohlenhydrate, Insulinresistenz, Übergewicht. Inzwischen alles bestens bekannt.
Ja, und jetzt?
Schweigen. Gähnende Leere. Hilfloses Schultern-zucken. Und sich lieber wieder die Ohren volldröhnen lassen von der emsig forschenden Pharmaindustrie. Wieder ein neuer Impfstoff? Ein neu entdecktes Wundermittel gegen Viren? Immer wieder erstaunlich, wie wir uns ... einwickeln lassen. Auf bequeme, schnelle Lösungen bauen und immer, immer, immer wieder enttäuscht werden.
Hilfe kann immer nur Selbsthilfe sein. Heißt übersetzt: TUN. EIGENVERANTWORTUNG. Und wenn Sie selbst sich schon gleichgültig sind, tun Sie es wenigstens für unsere Kinder …
Das Problem dahinter – Eigenverantwortung – war das Thema eines Vortrages schon vor 20 Jahren, also 2002, anlässlich eines Ärztekongresses in Heidelberg. Sprechen Sie, lieber Herr Kollege, doch einmal zu uns – so stands in der Einladung – zum Thema
Sport und Diät
Ein Vortrag für Dicke und Faule
Sie sehen, Ärzte sind durchaus selbstkritisch. Spöttisch. Kennen Ihre eigenen Schwächen. Und weil mich das Thema so amüsiert hat, bin ich dann wirklich nach Heidelberg gefahren. Und hab referiert über
Die Lösung
Die Lösung auch der Corona-Krise. Hochaktuell also. Natürlich alles bekannt. Freilich: Auch in den seither vergangenen 20 Jahren hat sich tatsächlich nichts, buchstäblich nichts geändert. Der jetzt folgende längliche Vortrag gehört also in eine Glasvitrine, Aufschrift „Kuriose Antiquität“. Darf ich?
„Sport und Diät“
Vortrag Ärztekongress Heidelberg 2002
Hinter diesem Thema verbirgt sich die gesamte Medizin. Die zwei Worte Sport und Diät sind von zentraler Wichtigkeit für die Existenz des Menschen. Am besten erkläre ich Ihnen das an Herrn Mustermann.
Mustermann hat Angst vor Krebs. Speiseröhrenkrebs. Völlig zu Recht. Er leidet an chronischem Sodbrennen. Dies führt, wie wir wissen, zum Barrett-Syndrom und dann möglicherweise zum Krebs.
Zeitgerecht hören wir in der Vorwoche von Prof. Siewert, dass dieser Krebs etwa 1.000 Menschen jährlich in Deutschland befällt. Und – so Prof. Fischer, Deutsche Krebshilfe – dass dieser Krebs einzigartig sei: Hier seien nämlich die wesentlichen Risikofaktoren und Vorstufen bekannt. Und die sind: Übergewicht, ungesunde Ernährung, Alkoholkonsum.
Übergewicht beseitigt man durch Bewegung, und ungesunde Ernährung und Alkoholkonsum durch gesunde Nahrung. Wir wissen bei diesem Krebs also ganz präzise, wie wir ihn mit Sicherheit verhindern können.
Seltsamerweise erklärt uns die Deutsche Krebshilfe im gleichen Artikel, dass jetzt ein 3-Jahres-Verbundprojekt gestartet sei, um dieses Barrett-Carcinom näher zu erforschen. Ich greif mir da an den Kopf. Was will man denn da erforschen?
Aber weiter: Nehmen Sie das Colon-Carcinom. Prof. Scheppach erklärt auf dem Darmkrebs-Kongress in Würzburg Mai 2002, dass man durch Anheben der Vitaminspiegel im Blut die Inzidenz des Dickdarmkrebses um 75% senken könne. 75%: Heißt in der Praxis, dass man diesen Krebs bereits weitgehend beherrschen kann. Durch Vitamine. Das war nämlich das Ergebnis u.a. der Krankenschwester-Studie Los Angeles an 76.000 Teilnehmern. Die hatten täglich eine Multivitamintablette eingenommen.
Wenn ich so etwas höre, weiß ich, dass man mit Ernährung, in diesem Fall einer Multivitamintablette eine Krebsform praktisch in den Griff bekommen kann. VERSCHREIBEN SIE IHREN PATIENTEN TÄGLICH MULTIVITAMINTABLETTEN?
Und natürlich wissen wir schon lange, dass bei Menschen, die sich täglich bewegen, die Darmkrebshäufigkeit auf die Hälfte reduziert wird. Ebenfalls Prof. Scheppach. Also zusammengefasst: durch Bewegung 50%, durch Ernährung 75% Reduktion. Wir dürfen sagen, dass wir den Darmkerbs mit diesen zwei Begriffen im Griff haben.
Und dennoch – wie Sie wissen – starten wir in Deutschland Großprävention mit dem Coloskop. Gucken also hin, ob der Krebs schon da ist. Wissen gleichzeitig, wie wir ihn verhindern könnten ... lange Pause ….
Oder nehmen Sie den Brustkrebs. Die Direktorin der Univ. Frauenklinik München, Prof. Kiechle, berichtet, dass 8 Stunden Sport pro Woche die Inzidenz des Mamma-Carcinoms um 50% senkt. Also nur noch halb so viel Operationen, Chemotherapie, Leid und Tränen. Allein durch Bewegung. Bewegt sich daraufhin jede deutsche Frau acht Stunden pro Woche?
Und schon länger ist uns bewusst, dass Japanerinnen aufgrund ihrer Kost, darunter Soja, kaum vom Brustkrebs befallen werden – genauso wie Japaner kaum Prostatakrebs bekommen. Das Ernährungsgeheimnis der Japanerinnen haben wir natürlich genau erforscht. Wenn Sie wieder addieren Bewegung und Ernährung können Sie zusammenfassend sagen, dass wir uns über Brustkrebs eigentlich keine Gedanken mehr machen müssten!
Und so könnten wir jetzt jede Krebsform besprechen. Gehen wir aber zu einer noch häufigeren Todesursache, den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also der Arteriosklerose mit Herzinfarkt und Schlaganfall. Die häufigste Todesursache in Deutschland.
Seit der Framingham-Studie, seit den wissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Leaf, Harvard University, wissen wir, dass Gesellschaften mit einem Cholesterinspiegel unter 150 mg% praktisch keinen Herzinfarkt kennen. Keine Gefäßerkrankungen kennen.
Das liegt natürlich nicht am Cholesterin. Ein grober Irrtum in der Vergangenheit. Sondern Cholesterin ist nur ein Parameter für eine ganz bestimmte Lebensweise. Wir kennen schließlich mindestens 6 messbare Gefäßrisikofaktoren, wovon nur einer das oxidierte LDL-Cholesterin ist.
Und wie diese Lebensweise aussieht, wissen wir ganz genau. Sie kann beschrieben werden durch zwei Worte: Bewegung und Ernährung. Nachdem ich persönlich meinen Cholesterinspiegel von 362 auf 109 mg% mit dieser Methode abgesenkt habe, glaube ich zu wissen, wovon ich spreche.
Wir wissen also, wie wir das Leben von Hunderttausenden Deutschen jährlich retten könnten. Was tun wir? Wir schieben Herzkatheter und verschreiben für Milliarden Lipidsenker.
Besonders eindrucksvoll das soeben erschienene Buch „Fit wie ein Diabetiker“. Sogar in der WirtschaftsWoche besprochen. Ein Mensch mit Diabetes Typ II beschreibt seinen Leidensweg und die Lösung. Beschreibt, wie er sich den Diabetes angegessen und angesessen hat, und wie er ihn durch Laufen und andere Kost ohne Tabletten wieder in den Griff bekommen hat. Im neuen Editorial der WiWo wird stolz angemerkt, dass dieser Autor jetzt in den Talk-Shows herumgereicht wird, dass sich sogar Krankenkassen und Pharmafirmen für seine Methode, den Diabetes zu bewältigen, interessieren. DA GREIFT MAN SICH AN DEN KOPF.
Wir alle haben ja wohl schon vor 10 Jahren diese berühmte Artikelüberschrift gelesen „Es gibt keinen Diabetes Typ II, es gibt nur zu dick“ (Prof. Mehnert, Diabetespapst).
Und so könnte man endlos Krankheiten aufzählen, die es nicht geben würde, wenn die Worte Bewegung und Ernährung im täglichen Leben umgesetzt würden. Das ist uns Ärzten natürlich allen bekannt. Und wir wissen alle, warum es hier bis heute keine Lösung gibt. Warum wir weiterhin Milliarden für das Krankheitssystem aufwenden, warum wir weiterhin operieren, Chemotherapie anwenden, und Herz verpflanzen: Christiaan Barnard (DER Herzchirurg) hat doch tatsächlich ein halbes Jahr vor seinem Tode einem Reporter gesagt: Herzen würde er heute im Alter, klug geworden, nicht mehr verpflanzen. Er würde sich heute darum kümmern, dass die Herzen gar nicht erst krank werden würden. Und wie? Mit einem BEWEGUNGSPROGRAMM, ERNÄHRUNGSPROGRAMM, ENTSPANNUNGSPROGRAMM. Wörtliches Zitat.
Aber Sie alle kennen die Schwierigkeit dahinter. Wie bringt man die Menschen dazu? Genau das möchten Sie heute hier von mir wissen. Und ich möchte Ihnen tatsächlich eine Lösung präsentieren.
Als erstes halbieren wir das Problem. Wir sprechen nicht über Ernährung. Nicht nur wir Ärzte, auch unsere Patienten wissen nämlich Bescheid. Sie wissen, dass sie 5 x am Tag Gemüse essen müssten, lieber pflanzliche als tierische Fette essen müssten. Kaum leere Kohlenhydrate etc. etc. Tun es aber nicht. Und wenn wir uns an die eigene Nase fassen, wissen wir, dass wir selbst, wir Ärzte, es auch nicht tun. Dann sollten wir darüber auch nicht reden. Wenn man ein Kind Tag für Tag mit nörgelnder Stimme ermahnt, wird das Kind einem nicht mehr zuhören.
Und genau das tun die Patienten in Deutschland. Die hören uns und der DGE schon lange nicht mehr zu. Das Überraschende ist doch: Müssen sie auch nicht. Es gibt keinen größeren Irrglauben als den, sich einzubilden, man könne seine tägliche Ernährung vernünftig mit dem Gehirn steuern.
Wir werden gesteuert. Unvernünftig Vom Bauch. Das Geheimnis liegt ganz woanders:
Wenn Sie das erste Wort, Bewegung, ernst nehmen, erwacht in Ihnen die somatische Intelligenz, ein Instinkt, der z.B. Kinder leitet. Und diese Intelligenz würde Ihnen erzählen, was für Sie richtiges Essen ist. Das ist nämlich für jeden Menschen ein anderes. Wenn Sie sich täglich bewegen, werden Sie ganz automatisch immer richtiger essen, immer gesünder essen. Ein tiefes Geheimnis.
Und gleichzeitig die Lösung. Sprechen Sie bitte mit Ihren Patienten nicht über Ernährung. Sinnlos. Diesen Teil übernimmt der Körper instinktiv wenn Sie ...
... die Menschen zum Laufen bringen. Das ist das ganze Geheimnis und gleichzeitig höchste Kunst. Wie macht man das?
Die Lösung wird mit dem Wort Frohmedizin beschrieben. Wir alle haben gelernt und wir lehren die Drohmedizin. Wir Ärzte haben uns mit Krankheit, Leid und Tod beschäftigt. Und warnen natürlich. Wenn Sie sich nicht bewegen, trifft Sie der Schlag. Wenn Sie so falsch essen, bekommen Sie einen Herzinfarkt. Das nenne ich Drohmedizin.
Frohmedizin bedeutet, den Menschen die Vorteile klar zu machen. Wenn sie sich bewegen, werden sie wieder glücklich. Wenn sie sich richtig ernähren werden sie leicht, wach im Hirn und haben mehr Antrieb usw.
Auch der Frohmediziner, auch ich, habe täglich bei meinen fröhlichen Vorträgen sehr wohl die Krankheiten vor mir. Ich spreche aber nie mehr darüber. Kennen Sie den Begriff der self-full-filling prophecy? Das tun wir Ärzte. Wenn alle Zeitschriften und wir über Krebs sprechen ...
Frohmedizin spricht ganz bewusst über das Schöne, über das Positive, über das Erstrebenswerte, was ja – durchaus seriös, durchaus wissenschaftlich beweisbar – durch Bewegung (und richtige Ernährung) entstehen kann.
Wie man so etwas praktisch macht, würde ich Ihnen gerne heute demonstrieren. Ich möchte Sie dazu bitten, sich für einen Moment in die Zielgruppe zu verwandeln. Also in die Dicken und Faulen. Sich bequem hinsetzen, auszuatmen und einfach nur zuzuhören.
Sie stellen sich jetzt also bitte vor, Sie wären dick und faul, und ich versuche, Sie zum Laufen, zum Joggen, zur täglichen Bewegung zu bringen. Fertig? Dann los:
Stehen Sie bitte auf. Jetzt.
Trippeln Sie bitte auf der Stelle. Jetzt.
Das war’s.
Das können Sie. Das schafft jeder von Ihnen eine Minute. Jetzt. Keine Kunst. Einfach auf der Stelle trippeln. Ganz Mutige können eine zweite Minute anhängen und sich möglichst langsam vorwärtsbewegen. Mit schnellen kleinen Trippelschritten.
Strengt Sie nicht an. Fühlt sich sogar gut an. Man ist ein bisschen beweglicher, ein bisschen luftiger. Und macht – ganz nebenbei – eine ganz merkwürdige Entdeckung: Der Mensch trippelt auf dem Vorfuß. So wie das jeder Elefant (wussten Sie nicht?) auch tut.
Jetzt kommt’s: bitte trippeln Sie am ersten Tag eine Minute. Im Wohnzimmer. Am zweiten Tag zwei Minuten. Am dritten Tag drei Minuten. Im Wohnzimmer. Gucken Sie dabei zum Fenster raus. Am fünften Tag wird Ihnen die ganze Sache zu blöd: Sie verlassen das Haus.
Einverstanden. Trippeln Sie einfach ums Haus rum. Sechs Minuten. Am nächsten Tag sieben Minuten. Und wissen Sie was ... Sie sind zum Läufer geworden. Mit einem Minimum an Konsequenz sogar schon zum Marathonläufer.
Durch den Trick des Trippelns, den Trick der minütlichen Steigerung gewöhnt sich Ihre eingerostete Wade, auch die Achillessehne an die zugegeben belastende Bewegung des Vorfußlaufes. Wird langsam „ein“trainiert.
Und Sie bekommen von Anfang an das Gefühl: Laufen ist leicht. Das kann ja meine Oma. Was reden die anderen immer so? Die anderen? Die wollen zu schnell zu viel. Die laufen gleich los, am schlimmsten in der Gruppe. Wollen sich beweisen, dass sie schon am ersten Tag eine halbe Stunde schaffen. Schneller, als ihnen guttut. Hören folgerichtig sehr bald mit diesem Unfug auf.
Sie sind schlauer. Sie pirschen sich von unten, ganz langsam ans Ziel heran. Das Ziel? Merken Sie in der vierten Woche. Das Ziel heißt Reflex.
Wenn Sie diese kleine Trippelübung täglich zur gleichen Zeit vier Wochen tun, wird sie zum Reflex. Wird Ihr Körper automatisch wollen. Wird drauf bestehen. Plötzlich gibt es auch keinen inneren Schweinehund mehr. Sie wollen.
Der sicherste Weg, auch als Dicker und Fauler zum Läufer zu werden. Nach vier Wochen sind Sie’s. Gratulation.