Seit vielen Jahrzehnten wird auf höchster politischer Ebene die Jodversorgung der deutschen Bevölkerung gemessen, begutachtet und anschließend im stillen Kämmerlein beklagt.

Auch jetzt vor kurzem wieder. So lese ich in einer aktuellen Veröffentlichung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, dass die Jodversorgung unserer Bevölkerung weiterhin (!) rückläufig sei. Ich zitiere:

„Der Jodspiegel ... lag mit 69 µg/L bei Männern und 54 µg/L bei Frauen deutlich unterhalb des von der WHO angegebenen Referenzbereichs einer ausreichenden Jodversorgung von > 100 µg/L. Entsprechend den WHO-Kriterien gilt die Jodaufnahme auf Bevölkerungsebene in Deutschland als unzureichend.“

Leider ist die Situation bei Kindern und Jugendlichen nicht besser. „Die Daten der KiGGS-Studie zeigen einen Rückgang der Jodausscheidung im Spontanurin von Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren zwischen der Basiserhebung und der zweiten Welle. Ebenfalls zeigt die tägliche Jodzufuhr einen insgesamt abnehmenden Trend um 13 Prozent innerhalb von 11 Jahren. Der Rückgang war bei Jungen (-15 Prozent) stärker ausgeprägt, als bei Mädchen (-11 Prozent).“

Im Unterschied zu Vitamin D3 (hier herrscht eine ähnlich schlechte Versorgungssituation in der allgemeinen Bevölkerung) ist Jodmangel schon vor langer Zeit zur Staatssache erklärt worden.

Noch ein Beispiel: Im Jahr 2018 gab es ein Festbankett in Krakau, bei der die „Krakauer Erklärung“ feierlich unterzeichnet wurde. Europäische Politiker hatten sich seinerzeit zusammengefunden, um den gravierenden Jodmangel in Europa zu bekämpfen und dachten, dies sei mit einem Manifest getan. Vorab wurden jahrelang Daten erhoben und ausgewertet. Die Ergebnisse waren größtenteils besorgniserregend. Geändert hat sich seitdem nichts.

So viel zur Lage der Nation in Sachen Jod.

Es wird sich nicht viel ändern, solange


  • Gynäkologen und Hebammen Schwangere und Stillende nicht über die dringend notwendige zusätzliche Einnahme von Jod in dieser Zeit aufklären, obwohl es die Mutterschaftsrichtlinien ausdrücklich vorsehen und es im Mutterpass sogar zweimal vermerkt ist.
  • Hausärzte, Endokrinologen und Nuklearmediziner offenbar in Unkenntnis biochemischer Zusammenhänge auf Nachfrage von Patienten, ob eine latente Schilddrüsenunterfunktion nicht auch mit Jod zu behandeln wäre, dieses grundsätzlich verneinen.
  • Gynäkologen ihre Patientinnen nicht über das Risiko eines Jodmangels für die Entstehung von Brustkrebs aufklären.

Ich könnte diese Aufzählung noch fortführen.

Was wir sicherlich nicht mehr brauchen, sind weitere Gutachten und pompöse Staatsakte, in denen der allgemeine Jodmangel bejammert wird. Auf Ihre Kosten, nur ganz nebenbei bemerkt.

Ach, wenn alles doch nur so einfach zu beheben wäre, wie Jodmangel.

Sie wissen ja (hoffentlich), wie es geht. Nächste Woche gibt es dazu noch einige Tipps von mir. Denn:

„Es gibt nichts Gutes: Außer man tut es.“ (Erich Kästner)

Quellen:
https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/degs-jod-studie.html Remer T, Hua Y, Esche J, Thamm M. The DONALD study as a longitudinal sensor of nutritional developments: iodine and salt intake over more than 30 years in German children. Eur J Nutr. 2022 Jun;61(4):2143-2151 https://www.euthyroid.eu/news/die-krakauer-erklaerung-zu-jod/?lang=de

https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/degs-jod-studie.html


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.