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Deutschland hat Rücken
Lautet der Titel eines SPIEGEL-Bestsellers von Liebscher-Bracht und Dr. Bracht. Ein Büchlein, das mir in den letzten Wochen zunehmend Freude bereitet. Weil es sich nicht nur gründlich und umfassend mit dem typischen Rückenschmerz beschäftigt, sondern auch sehr anschaulich und praktisch Vorschläge macht, nach langen, langen Jahren endlich einmal schmerzfrei zu werden. Betrifft ja fast alle von uns.
Das gelingt mit einer Grundidee, mit einem Bild. Unerlässlich, wenn ein Mensch sich ändern möchte: Er braucht ein Bild. Eine Vorstellung. Von der Ursache seiner Beschwerden. Erst dann kann er selbst tätig werden oder die richtigen Fachleute um Hilfe bitten.
Die richtigen Fachleute? Jedenfalls nicht die Orthopäden. Das hat wohl jeder von uns verstanden. Diese wunderhübsche Grundidee, um was es geht, lässt sich wie folgt skizzieren:
- Der Mensch hat eine Vorder- und eine Rückseite. Er hat vorne Muskeln und hinten Muskeln. Seltsam: warum tut es immer hinten weh? Warum ganz selten vorne?
Weil nicht der verkürzte Muskel, sondern nur der gedehnte Muskel Schmerzen bereitet. Der Schmerz sitzt auch nicht im Muskel selbst, sondern natürlich an den Sehnenansätzen. An den Muskelenden. Dort sitzen Schmerzrezeptoren. Wird der Muskel stark gedehnt, melden die: „Vorsicht! Verletzungsgefahr!“ und tun weh.
- Folgt eine betrübliche Tatsache: Der Mensch ist fast immer vornüber geneigt. Nämlich beim Sitzen, auch beim Schlafen in der typischen Seitenlage, oft auch beim Gehen. Heißt übersetzt: die Vorderseite verkürzt. Bauchmuskeln „schrumpfen“ zusammen, desgleichen Beckenbeuger (sitzen im Becken. Ziehen Sie einfach mal das Bein an, dann wissen Sie Bescheid).
- Wenn der Mensch nach vorne gekrümmt ist (Sie am Schreibtisch), werden notgedrungen die hinteren Muskeln, die Rückenmuskeln gedehnt. Leider dauergedehnt. Stundenlang gedehnt. Nicht im dynamischen Wechsel wie beim Sport. Sehen Sie: so beginnt der Rückenschmerz.
Abhilfe? Da kommen Sie selbst drauf. Das Ideal ist wieder einmal die Afrikanerin, die in der Steppe 10 km mit dem Wasserkrug auf dem Kopf – freischwebend! – dahinschreitet. Da ist nix verkürzt und nix verdehnt. Die kann keine Rückenschmerzen bekommen.
Übrigens auch Grundidee von Feldenkrais. Äußerst hilfreich – hab genügend eigene Erfahrung – ist manuelle Therapie auf modern: Faszientherapie. Jedenfalls hilfreiche Hände, die die Schmerzpunkte (Triggerpunkte) in Ihrem Rücken, Gesäß, den Oberschenkeln erspüren und – leider nur kurzfristig – entspannen.
Die wesentliche Grundidee heißt also: AUFRICHTEN!
Das Besondere an dem Büchlein „Deutschland hat Rücken“: Es beantwortet jede, buchstäblich jede Frage, die Sie zu diesem Thema haben können. Von der „Mode-Diagnose Iliosakralgelenk (ISG)“ bis hin zu „Hilft Krafttraining?“.