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Der Weltrekordmoment
Mein Trainer ist sich in einem Punkt beim Leistungssport sehr sicher. Es ist mehr eine Philosophie als eine Wissenschaft. Das wirkt auf den ersten Blick nicht schlüssig. Sie denken beim Spitzensport an die komplexen Methoden und Inhalte der Trainingsphysiologie, Anatomie, Biomechanik und Ernährung, nicht an theoretische Konstrukte von verstorbenen Philosophen?
Ja, die Trainingswissenschaft bildet die Grundlage, um leistungsfähig zu sein. Diese Verantwortung gibt ein Sportler meist ab. Das erfordert ein hohes Maß an Vertrauen in den Trainer und noch viel relevanter, Kommunikation auf Augenhöhe. Sportler und Trainer bilden einen eigenen Kommunikationscode aus, der es Ihnen erlaubt, die Komplexität von Situationen einfach auszudrücken. Das ist der springende Punkt.
Wenn Sie die Erfolge von Sportlern verfolgen, bekommen Sie nur den kleinsten Teil der Welt dieser Individuen zu sehen. Verborgen bleibt das Gerüst im Hintergrund, welches die Grundlage für die Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit bildet. Es entstehen hochkomplexe Profile, die nicht einfach zu kopieren sind. Nur, weil der Eine es so macht, funktioniert es nicht automatisch auch beim Anderen. Warum?
So individuell wie jeder von Ihnen, ist auch jeder Sportler. Mit den Jahren bildet sich ein komplexes Labyrinth an Erfahrungen aus. Mit der Zeit bilden sich neue Wege, Kreuzungen und Tore, die verlässlich den Pfad zum Ziel ebnen. Biegt man irgendwo falsch ab, tut sich später ein neuer Weg auf. Es macht Spaß, sich dieser Herausforderung zu stellen, Neues zu entdecken und an den eigenen Herausforderungen zu wachsen.
Hier kommt die Philosophie ins Spiel. Wer über sich hinauswachsen will, muss sich von den gesellschaftlich geprägten, erwachsenen Denkmustern lösen.
„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ (Einstein) Logik und Kausalität sind bremsend, es darf auch magisch und assoziativ gedacht werden - Ich wünsche es, also passiert es.
„Die Zeit ist das, was wir im Augenblick erfahren“ (Heidegger) Das Zeitverständnis muss im Wettkampf angepasst werden. Es ist kein Raum für langfristige Planungen und Reflektionen, es zählt der Augenblick - Was zählt, ist jetzt. Das geht Hand in Hand mit dem Selbstbild. In diesem Moment bin ich das Zentrum der Welt. „Cogito ergo sum.“ (Descartes)
Ein Athlet ist also ein bisschen wie ein Kleinkind. So fallen auch die Reaktionen auf die erbrachten Leistungen aus. Im ersten Augenblick nach einem Rennen gibt es eigentlich kein dazwischen. Es war entweder furchtbar schlecht oder einsame Spitze. Zur realistischen Analyse ist man erst Minuten bis Stunden danach fähig.
Das ist auch der Grund dafür, dass die ersten Sekunden nach einem Fabelrennen die schönsten sind, wenn es so richtig „rutscht“. Wenn sich das Labyrinth für einen plötzlich öffnet und einen geraden Weg offenbart, Rückenwind einsetzt und der Körper von einem Energieschub gepackt wird, dann ist das DER MOMENT. Mein Moment war am 08.02.2025 im französischen Aix-en-Provence. Er dauerte eine Minute, zwölf Sekunden und neununddreißig Hundertstel (1:12,39 min) - der neue Weltrekord über 200m Streckentauchen. Für uns Kleinkinder gesprochen: Es ist wie Weihnachten, Silvester und Geburtstag zugleich.
Ein kurzer Moment, der einen lange mit Kraft versorgt und mit Resilienz belohnt. Es ist ein Produkt aus erstklassiger Trainingswissenschaft, liebevoller Unterstützung und erprobter Wettkampfphilosophie. Ich wette, Sie kennen das Gefühl. Was ist Ihr Moment?
Über den Autor:
“Justus Mörstedt widmete sich bis zu seinem 14. Lebensjahr in seiner Freizeit dem Triathlon, bevor er sich endgültig auf sein Lieblingselement, das Wasser, fokussierte und Finswimmer wurde. Seit 2019 ist er Sportsoldat und studiert und trainiert im Leistungszentrum Leipzig.
Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Hier lebe ich meinen Traum: Leistungssport und Medizinstudium. Mich fasziniert es, das neu Erlernte im Sportleralltag in die Praxis umzusetzen und somit den oft trockenen Inhalten ein wenig Leben einzuhauchen.“
Diese Kombination macht sich bezahlt: im Juli 2024 wurde er zweifach Weltmeister. Über 200m Streckentauchen hält er den Europarekord. Falls Sie neugierig geworden sind, was Finswimming ist, sehen Sie sich in den News um, oder werfen eine beliebige Suchmaschine an!
Forever young wurde ihm mit seinem Einstieg in den Profisport sozusagen „in die Wiege gelegt“. Sein Trainer sagte immer: „Wer hier mitmachen will, muss mindestens ein Strunz-Buch gelesen haben.“ Zu Wettkämpfen verteilte er den Sportlern immer Vitamineral 32. Mit den Jahren in Leipzig hat sich in seinem 23 Jahre jungem Kopf so einiges zusammengesammelt, was er gerne mit Sportlerkollegen unter anderem hier in den News teilt. Dabei unterstützen wir als forever young ihn als Sponsor."