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Der Stand der Unschuld
Oft genug hat der Mensch über die Vertreibung aus dem Paradies nachgedacht. Oft genug kam ihm die Idee, dass er diese Vertreibung im Ablauf seines eigenen Lebens nachvollziehen kann. Oft genug hat er Kinder um ihre Unschuld beneidet.
Könnte man sehr wohl als das Paradies, einen paradiesischen Abschnitt im menschlichen Leben bezeichnen: Die Kindheit. Als man lebte im Hier und Jetzt. Als man eben nicht über die nächste Woche nachgedacht hat. Und sich nicht über verpasste Gelegenheiten früher geärgert hat.
Ein paradiesischer Zustand, in dem gelebt wurde. Augenblicklich. Und Ärger und Leid schnell wieder vergessen wurde. Sich gar nicht erst im Unterbewusstsein eingegraben haben, dann jedenfalls, wenn die äußeren Lebensumstände einigermaßen friedlich und geordnet waren, wenn Sie mich verstehen.
Und die Vertreibung aus dem Paradies bedeutet dann: Erwachsen werden. Verantwortung tragen. Nach rückwärts und nach vorwärts denken, im Rückwärts und im Vorwärts leben. Bloß nicht jetzt. Und sich damit den Moment, das Leben selbst vergiften.
In diesem Bild schwärmt man aber auch von der Weisheit des Alters. So man es erlebt. Beschreibt, wie man wieder zum Kind wird, emotional wie auch geistig. Zum Kind wird auf einer höheren Ebene. Konnten Sie nachlesen bei Kleist. Kunst übrigens könnte solch ein Versuch sein, wieder ins Paradies zurück zu kehren. Musik also, welche die Seele anspricht. Gemälde, die uns unmittelbar träumen lassen. Erzählungen und Märchen, die uns zum Kind ... oder weise werden lassen. Deshalb ist Kunst wohl der höchste Ausdruck von Kultur. In jedem Volk.
Und das Auto? Und die Atombombe? Und der Kampfhubschrauber? Das Werk von Erwachsenen. Also von Menschen, die abgefallen sind vom Paradies.
Übertragen Sie diese Gedanken auf das, was Sie täglich essen. Auch bei der Nahrung gibt es das Paradies und das Gegenteil. Kinder kennen noch somatische Intelligenz. So man sie lässt! Kinder entscheiden sich beim Essen richtig. So man es lässt!
Erwachsene gehen zu Aldi. Und wundern sich, wundern sich über ihr Leid, angefangen bei der Migräne bis hin zu Depression. Und schlussendlich der Chemotherapie und dem Tod.
Auch in diesem Bild gibt es einen Weg "zurück": Über die Einsicht. Über das Durchschauen von Zusammenhängen. Sie können tatsächlich wieder ... jung werden. Naturwissenschaftlich bewiesen.
Und manche von Ihnen versuchen sogar, das zu leben. Luis Trencker, Ernst Jünger wären solche leuchtende Beispiele.
Gedanken zum Geburtstag. Ich freu mich einfach wie ein kleines Kind auf alles das, was kommt. Hab eine Mauer errichtet mitten in meinem Gehirn. Unüberwindbar. Die Mauer nach hinten. Will nichts mehr wissen von der Vergangenheit.
Die Zukunft ist so riesig, so aufregend, so vielversprechend, dass sie mir gar keine Zeit lässt (gar keine Zeit lässt!) nach rückwärts zu denken.
Alte Fotos werden vernichtet.