Noch gibt sie nicht auf, die DGE. Noch hält Professor Dr. Hauner, Uni München, die Leitlinien hoch. Liest natürlich auch voll Schrecken, dass ihm Frau Dr. Katharina Lechner, ebenfalls Uni München, in diesen Tagen in den Rücken fällt. Hatte ich gestern kurz skizziert.

Lechner spricht von einem Paradigmen-Wechsel. Heißt auf Deutsch: Was gestern richtig wahr, ist heute falsch. Einverstanden.

Ganz besonders hat mich Punkt 5 gefreut. In dem Lechner betont, dass

    „… kohlenhydratreduzierte Ernährungsstrategien die Basis jeder Diabetes Typ II Behandlung“ sein sollte. Außerdem eine „wirksame adjuvante Maßnahme im Management des Diabetes Typ I“ darstelle.

Klare Worte. Der Diabetiker soll in Zukunft – das ist der Paradigmen Wechsel – eben nicht mehr Kohlenhydrate hineingezwängt bekommen. Sondern die sollten reduziert werden. Das ist neu.

Nützt bloß nix. Ich habe heute meine Damen im Internet stöbern lassen. Stichwort DGE, Stichwort „Evidenz-basierte Ernährungsempfehlungen“. Da gelten unverändert die Ratschläge von Toeller 2005. Man liest nichts von einem Paradigmen Wechsel. Sondern:

  • Eine Metaanalyse (Garg 1989) hat die Effekte kohlenhydratreicher Kostformen (49 bis 60% KH) mit Kostformen, die weniger Kohlenhydrate (36 bis 40%) enthalten, verglichen.
  • Der langfristige Effekt auf die glykämische Kontrolle (also Blutzucker, HbA1c) bei beiden Kostformen war vergleichbar.
  • Die genannte Metaanalyse belegt, dass bei Typ II Diabetes eine große Bandbreite der Kohlenhydrataufnahme mit einer vergleichbaren glykämischen Kontrolle vereinbar ist.
  • Die genannte Bandbreite ist auch für Typ I Diabetes anwendbar.
  • Es existiert keine Evidenz für einen langfristigen Nutzen durch Diäten mit wenig oder sehr wenig Kohlenhydraten.
  • Für Diäten mit wenig Kohlenhydraten und viel Fett konnte bisher eine langfristige Gewichtsabnahme nicht nachgewiesen werden.

Bei jedem einzelnen Statements sollten Ihnen die Haare zu Berge stehen. Das ist gültige Medizin heute, Juli 2016 in Deutschland. Das ist der Grund für das weiter explosionsartig steigende Übergewicht, für die Zunahme an Diabeteskrankheit, an metabolischen Syndrom sprich: An Leid und Tod.

Haben Sie´s gemerkt?

  • Da werden verglichen 49 bis 60% KH mit 36 bis 40% KH. Letztere nennt man dann kohlenhydratarm und beweist, dass das nichts nützt. Da schüttelt es einen.
  • Und dass es bei 36 bis 40% KH zu keiner langfristigen Gewichtsabnahme kommt… ist eine Selbstverständlichkeit. Da wird der Mensch ja noch gemästet wie eine Stopfgans.

Dahinter steckt völliges Unverständnis. Wir wissen nun einmal:

  • Der Mensch braucht Null Kohlenhydrate. Er kann sich alles selbst herstellen. Von dieser Null hat man auszugehen. Und nicht von 60%, die man ein bisschen reduziert auf 40%. Alles gleich schlecht.
  • Gewichtsreduktion und völliges Verschwinden eines Diabetes Typ II ist zu erwarten bei 5% KH. Dr. Wortman hat es am eigenen Leibe bewiesen. (News vom 23.09.2015 und 05.11.2012)

Sie glauben gar nicht, wie sorgfältig diese Arbeit von Toeller 2005 ist. Wie viele Arbeiten zitiert werden, die er offenbar auch gelesen hat. Wieviel vergebliche Liebesmüh in all diesen Werken steckt….

Jeder der Autoren, auch Professor Toeller, hätte in einer Woche an sich selbst die Wahrheit herausfinden können. Einfach mal Kohlenhydrate weglassen. Einfach mal an das Lehrbuch der Biochemie glauben.

Lustige Anmerkung: Der berühmte Professor Ditschuneit in Ulm hat sich intensiv mit Ernährung beschäftigt. Den Ulmer Trunk erfunden. Ein Patient von mir lag vor Jahrzehnten auf seiner Station. War auch Teilnehmer einer Ernährungsstudie. Und berichtet mir feixend, wie immer nach 19 Uhr, wenn Herr Professor die Station verlassen hatte, die Sammelbestellungen für Mc Donald´s aufgegeben wurden.

Ernährungsmedizin ist keine Wissenschaft.