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Der heilige Gral
Etwas Ideales, etwas Unerreichbares: Zusammenfassung aller unserer Träume. Wird symbolisiert als goldener Kelch dargestellt. Über dieses wundersame Symbol aller unserer Hoffnungen und Träume lese ich – überraschend – in einem neuen Büchlein über „ERSTE HILFE“.
Ein Büchlein, dass sich mit unserem höchsten Gut, der Gesundheit beschäftigt. Der Autor glaubt, hier den „heiligen Gral“ gefunden zu haben. Hochinteressant! Darf ich?
„Für die Gesundheit Ihres Stoffwechsels ist der heilige Gral die sogenannte METABOLISCHE FLEXIBILIÄT.
Das bedeutet, dass alle Zellen in Ihrem Körper zu jeder Zeit Glucose (alias Blutzucker) und Fett gleich gut verbrennen. Alle Zellen reagieren schnell und ohne zu Murren auf Insulin.
Ihr Blutzucker bleibt selbst nach kohlenhydratreichen Speisen niedrig. Warum?
Weil Ihre Zellen insulinsensitiv sind und den Blutzucker gierig aufsaugen. Diesen Zustand müssen Sie sich erarbeiten. Das ist der heilige Gral.
Kommentar? Nötig vielleicht für uns Leser in fortgeschrittenem Alter, die wir uns tagtäglich mit Tabletten „betäuben“: Hier steht
- Gleich gut
- Zucker und Fett gleich gut verbrennen
Wissen Sie: Zucker verbrennen Sie jederzeit mit Leichtigkeit. Dafür müssen Sie gar nichts tun. Ahnen Sie, weshalb? Weil Sie das Ihr ganzes Leben geübt haben. Trainiert haben. Wie ein Vollprofi. Zucker verbrennen. Fängt bei Eis-Creme an, hört bei den Pommes auf.
Und jetzt plötzlich sollten Sie Fett gleich gut verbrennen.
Au weia! Genau das ist doch der heimliche Traum von ⅔ der deutschen Bevölkerung. Endlich mal Ihr Fett loszuwerden. Es zu verbrennen. Und das sollte der Körper genauso gut können wie die Zuckerverbrennung?
Wie soll das gehen? Die Lösung: Üben. Trainieren!
Verführerisch der Autor weiter „Ihr Blutzucker bleibt selbst nach kohlenhydratreichen Speisen niedrig“. Wenn das kein Heils-Versprechen ist? Sie können also eben doch – zwischendrin – Kohlenhydrate essen noch und nöcher, und dennoch bleibt Blutzucker (und Insulin) niedrig. Sen-sa-tio-nell! Das sollten Sie mal der Deutschen Diabetesgesellschaft mitteilen. Die würden groooooße Augen machen.
Dabei demonstriert Ihnen das jeder kenianische Wunder-Marathonläufer täglich. Die ernähren sich – so lese ich – von Maisbrei. Oft fast ausschließlich. Hauptsächlich Kohlenhydrate. Oder, hier zitiert, die Kitava. Die essen NICHT low carb, haben ein Nüchterninsulin von 3,5 µIE/ml. Ein traumhaft tiefer Wert. Trotz Kohlenhydrate!
Und noch etwas steht da oben: Es kommt darauf an, dass „Ihre Zellen insulinsensitiv sind und den Blutzucker gierig aufsaugen“. Das isses.
Genau das Gegenteil bieten Sie mir täglich in der Praxis in aller Regel. Nix INSULINSENSITIV, sondern INSULINRESISTENT.
Dann muss das arme Insulin in Ihrem Körper in seiner Not – weil die Zellen sich ein dickes Fell zugelegt haben, weil sie resistent geworden sind – muss das arme Insulin also ansteigen und ansteigen und ansteigen. Sie, liebe Patienten, kennen hier kein Mitleid: Bieten mir Insulinspiegel von 60, 80, sogar 100 µIE/ml.
Tödlich. Wissen Sie leider immer erst, wenn es zu spät ist. Beispielsweise meine Mama.
FAZIT: Mit ein paar Zeilen gelingt es dem Autor, rasiermesserscharf zum Kern des Problems vorzudringen. Übrigens exakt zum Kern des Problems Covid-19. Tja. ´s will halt niemand hören …
Der heilige Gral. Finden Sie auf Seite 37 im sechsten Krug.