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Das Unterbewusstsein - Der heimliche Herrscher II
Wie ändert man sein Unterbewusstsein? Dazu bräuchten wir ein gemeinsames, anschauliches Bild vom Unterbewusstsein. Vorschlag: Ein kleiner Moor-Tümpel. Schwarz, Schlamm, Schlick, Abfall. Ein Drecksloch. Negativ.
Natürlich kann man in diesen Moortümpel hineinfassen, einen alten Schuh erwischen, ihn hochhalten, ihn eine dreiviertel Stunde gemeinsam betrachten und dann wieder fallen lassen. Nennt man Psychotherapie. Habe ich nie verstanden.
Sie könnten sich aber auch einen Bach vorstellen. Klares, sprudelndes Wasser, der an diesem Moortümpel vorbeifließt. Könnten eine Schaufel in die Hand nehmen, und dem Bach einen neuen Weg graben mitten hinein in den Moortümpel und auf der anderen Seite wieder heraus. Dann würde jetzt klares Bachwasser durch Ihren schwarzen Moortümpel fließen.
Zunächst passiert gar nichts. Aber im Laufe der Zeit, im Laufe von Jahren – Sie haben wirklich Zeit – würde langsam, ganz langsam der schwarze Schlamm herausgespült werden und Schlick und brakiges Wasser ersetzt werden durch kristallklares Bachwasser. Heißt: Im Laufen von Jahren würde durch den stetigen Strom klaren Wassers Ihr Unterbewusstsein positiv werden. Würde sich umdrehen. Gibt’s solche Bäche? Ja, die gibt’s.
Sitzt in München ein gelehrter Mann, der Ihnen solche Bäche schenkt. Schriftlich. Gebrauchsanleitung: Täglich mehrmals lesen. Auf geht’s:
„Ich ruhe im Zentrum meines Wesens. Die unerschöpfliche Lebenskraft aus meiner Mitte umfließt mich wie ein Schirm. Ich bin geborgen und gestärkt aus der Quelle meines Lebens. Alles Dunkle hält sie von mir fern. Licht und Liebe durchströmen mich. Ich bin sicher und stark und meistere mein Schicksal aus göttlicher Kraft.“
Wissen Sie, wie meine Mama das nennen würde? Geseiere. Ich ertrag das nicht. Verstehe natürlich die Absicht dahinter: man versucht eine positive Grundstimmung zu erzeugen und die soll dann irgendwie Ihr Unterbewusstsein beeinflussen.
Nur macht der Herr in München zwei entscheidende Fehler. Zum einen: Mit Ihrem Unterbewusstsein können Sie nur in Bildern sprechen. Nicht in linkshirniger, rationaler Sprache. Und welches Bild entwickeln Sie denn bei dem Geseiere: „Ich ruhe im Zentrum meines Wesens. Die unerschöpfliche Lebenskraft aus meiner Mitte umfließt mich wie ein Schirm. Ich bin geborgen und gestärkt aus der ...“ Da wird’s mir zu viel. Das sind zu viele Bilder. Heißt also: So ein Bach muss möglichst kurz und knapp sein.
Und der zweite Fehler: Ihr Unterbewusstsein erreichen Sie am besten im Alphazustand (kurz vor dem Einschlafen) oder – schwierig - durch beständige Wiederholung den ganzen Tag. Das funktioniert mit langatmigem Geseiere nicht.
Also schenke ich Ihnen meinen Bach. Kurz und knapp. Der lautet:
„Ich denke froh und heiter,
Glück ist mein Begleiter.“
Müssen Sie grinsen. Unwillkürlich. So etwas Dämliches hört man ja auch selten. Noch einmal: „Ich denke froh und heiter, Glück ist mein Begleiter.“ Nur: Dazu habe ich sofort ein Bild. Froh und heiter und Glück... Da sehe ich mich auf einer Bergwiese liegen, mitten unter Blumen, über mir der blaue Himmel, die Sonne lacht... Und dieses Bild habe ich hunderte, tausende Male mit hinunter genommen. Kurz vor dem Einschlafen. Während der Meditation. Und oft, allzu oft, wenn ich mit Ihnen, den Patienten spreche.
Und jedes Mal, wenn der Satz dieses Glücksbild erzeugt, jedes Mal fällt ein Tropfen klares Wasser in meinen schwarzen Schlamm, Schlick, Abfall, in das Unterbewusstsein. Und macht es ein bisschen heller. Jedes Mal ein bisschen mehr. Und wenn dann tausende, zehntausende, ja hunderttausend Tropfen da unten angelangt sind, hat das Unterbewusstsein eine hellere Färbung angenommen. Ist positiv geworden. Steht mir nicht mehr so im Weg wie früher. Hemmt mich nicht mehr mit angstvollem Vorsichts-Geschwätz, sondern hilft mir. Treibt mich an. Ermutigt mich. Ermuntert mich, etwas Neues zu probieren.
Ein völlig anderes Lebensgefühl. Weil ich es persönlich erfahren haben, darf ich darüber sprechen.