Gelegentlich landen auf meinem Schreibtisch eher kryptische Texte. Nicht gleich verständlich. Muss man sich erst einfühlen. Texte, die aber oft einen Schritt weiter helfen. Uns ein bisschen klüger machen. Uns ein AHA-Erlebnis vermitteln.

In solch einem Text geht es um Emotionen, Gefühle, um das Handeln. Da wird eine sehr wesentliche Stufenleiter aufgebaut. Ich versuch´s mal:


Gemeinhin sind wir einverstanden mit der Feststellung, dass unsere Emotionen das Handeln steuern. Wenn wir lieben, tun wir dies, wenn wir hassen, tun wir das. Einverstanden. In dem mir zugeschickten Text wird das aber ein bisschen aufgedröselt:

„Mit dieser Aussage sollte man vorsichtig sein. Nicht Emotionen steuern unser Handeln, sondern Emotionen sind das Resultat einer Handlung“. Also umgekehrt. Einverstanden. Ich bekomme eine Ohrfeige und … es folgt eine Emotion. Aber weiter im Text:

Der Sprung von Emotion zu Gefühl ist unklar. Jeder fühlt anders. Aber: „Emotionen sind die Ziegelsteine für das Gefühl“.
Ein Gefühl entsteht also aus Emotionen, wird aufgebaut wie eine Mauer aus Ziegelsteinen. Weiter im Text.

„Liest man Studien über den Zusammenhang von Emotion und Handlung,  wird meistens ein nicht linearer, inverser U-shaped Zusammenhang festgestellt“.

Heißt übersetzt: Kleine Emotion (wenig Liebe), keine Handlung. Mittelgradige, vernünftige Emotion: Handlung. Zu starke Emotion, zu starker Hass: Keine Handlung. Stillstand. Starre. Wird in dem Text allerdings anders gedeutet:

„Auf gut Deutsch: Tarot. Etwas bessere Beliebigkeit“. Denn was heißt schon kleine, mittlere, und große Emotion. Weiter im Text.

„Unser Handeln wird von den im Gehirn kreierten Erwartungswerten beeinflusst. Und deren Bildung wird enorm von Molekülen beeinflusst. Wie z.B. vom Kuschelhormon Oxytocin, vom Antriebshormon Dopamin, vom Glückshormon Serotonin usw.

Weil wir dank Epigenetik, also dem Aktivieren und Stummschalten von Genen, beeinflussen können, welche Moleküle uns erreichen, und (ein gewisser) Professor Barrett auch aufzeigt, dass das Gehirn von Handlung lebt und nicht von Denken (Vorsicht: Meditation ist tun, handeln):
…beeinflusst…. unser Handeln unser Handeln und nichts anderes. Dazu Erläuterung:

In einer Studie mit Surfern wurde festgestellt, dass gute Wellen von Amateuren gleichermaßen gut erkannt werden wie von Profis. Allerdings erkennen Profis riskante Wellen deutlich besser als Amateure. Die gefährliche Welle erfordert mehr Erfahrung, erkannt zu werden, als eine gute Welle, nur erkennbar durch Handlung. Man muss auf einer schlechten Welle selbst geritten sein. Natürlich assoziieren  wir Erfahrung mit Gefühlen. Auch das ist eine von unseren Sinnesorganen genial erdachte Methode, um mit uns zu kommunizieren. Um die enorme Komplexität dieser Erfahrung für uns greifbar, fühlbar zu machen.

Nur sind es eben Handlungen, die unsere Handlungen steuern. Nicht Emotionen. Das ewige Pendel der Handlung, der Kausalität, schwingt immer weiter.“


Soweit der Text. Für mich bleibt hängen: Handeln beeinflusst unser Handeln. Denn Handeln (Bewegung, Ernährung, Denken) reguliert über Epigenetik Hormone in unserem Gehirn, die ihrerseits Gefühle vermitteln, die dann Handlung anstoßen.

Wenn Sie also eine gute Tat vollbringen wollen, müssen Sie…. TUN. Nicht etwas verkünden, kein Parteiprogramm entwerfen, nichts proklamieren oder gescheite Zeitungs-Interviews geben. Sie müssen TUN.

Und wenn Sie ein langes, sogar schönes, erfülltes Leben führen wollen, nützt Ihnen der fromme Wunsch gar nichts. Da können Sie Jünger um sich sammeln, können predigen, können ein berühmter Mensch werden…. wenn Sie nicht selbst handeln, nicht TUN, erreichen Sie nichts von diesem Ziel.

Bringt uns zum einfachsten denkbaren TUN: Laufen. Rennen. Sich bewegen. „Laufen Sie um Ihr Leben“. Hat also nicht nur mit dem banalen „am Leben sein“ zu tun, sondern auch mit der Qualität des Lebens.

Laufen ist das zentrale Geheimnis. Deswegen hat – wer auch immer – Ihnen zwei Beine gegeben. Und die bestehen nicht nur aus Knochen, sondern aus dem größten Teil Ihrer Muskulatur.

Jedenfalls sollte es so sein.

PS: Ach ja, der Text: Den Autor kenne ich ganz zufällig. Mein Sohnemann. Der denkt immer so kompliziert.