Fakten erleichtern das Leben, klären den Geist, machen den Kopf frei. Selbstverständlich gibt es ganze Welten oberhalb unserer Faktenwelt... Aber: Es lohnt sich, mit Fakten zu beginnen. Es lohnt sich, den Zinkspiegel im Blut, das Selen, die Aminosäuren zu messen. Führt oft zu dramatischer Verbesserung der Lebensqualität. Fakten also.

Das gilt auch für andere Wissensgebiete. Fakten können durchaus demütig machen. Deutschland ist ja stolz auf sich. Stolz auf seine Vorreiterrolle beim Klimaschutz. Und das dürfen wir auch sein: Seit 1990 haben wir die CO2-Emissionen um rund 17 Prozent abgebaut.

Wenn da nicht die Kosten wären. Alleine im letzten Jahr haben wir für Energie, die 3 Milliarden Euro wert war, 20 Milliarden ausgegeben. Fragt sich, wessen Geld das war. Das da verplempert wurde. Und in den nächsten Jahren sind 100 Milliarden Euro Subventionen geplant allein für bestehende Solaranlagen.

Obwohl diese derzeit nur 0,5 Prozent des Energiebedarfes decken. Nun immerhin: Diese 100-Milliarden-Investition innerhalb der nächsten 20 Jahre soll uns 12,8 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das ergibt bis zum Jahre 2100 einen

Temperaturrückgang um 0,0001 Grad Celsius

Enorm. Toll. Für 100 Milliarden.

Nicht nur Solar - sondern alle deutschen Anstrengungen zum Ausbau erneuerbarer Energien werden die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts

um 0,001 Grad Celsius

absenken. Den globalen Temperaturanstieg bis 2100 um knapp 16 Tage verzögern. Nicht etwa aufhalten, sondern nur verzögern. Um 16 Tage. Ah, ja.

Noch ein paar Fakten? Die Vermeidung einer Tonne Co2 kostet 44 € durch Windkraftanlagen, kostet 122 € bei Offshore-Windenergie, kostet 136 € durch Verwendung von Biomasse und kostet sogar 622 € durch Errichtung von Solaranlagen. Dabei werden Schäden, die eine einzige Tonne CO2 beispielsweise durch den Anstieg des Meeresspiegels verursacht, mit rund 4 € beziffert. Irgendwas geht hier nicht auf. Zahlen sind verräterisch, verrücken Weltbilder!

Die 100-Milliarden-Subvention der nächsten 20 Jahre könnte natürlich auch für Forschung und Entwicklung investiert werden. Ein Euro, ausgegeben für technische Innovation, kann langfristige Schäden durch globale Erwärmung in Höhe von 11 € verhindern, wurde berechnet. Hier würden sich diese Gelder also lohnen.

Wissen Sie, wer das weiß und bereits genutzt hat? Die USA, die vielgeschmähte. Die sich ja nicht an unsere Rettungsversuche hält, wie es heißt. Die haben die letzten 30 Jahre ihr Geld in technische Innovationen, Thema Erdgas, investiert. Und sind im Jahr 2012 - wer weiß das hier in Deutschland? - mit ihren CO2 Emissionen auf dem tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen, liegen 14 Prozent unter dem Höchststand vom Jahre 2007, umgerechnet pro Kopf der Bevölkerung sogar 20 Prozent darunter.
Das haben wir in Deutschland nicht geschafft. Wir haben Solaranlagen subventioniert, haben nicht technisches Neuland beschritte.

Dabei ist es bereits passiert: Der Umstieg von Kohle auf Erdgas in den USA hat 500 000 Tonnen Co2 pro Jahr eingespart. Das ist doppelt soviel wie das Kyoto-Protokoll und die EU-Klimapolitik zusammen.

Fakten. Zahlen. Zusammengetragen vom Direktor des Copenhagen Consensus Center, von Björn Lomborg.

Fazit: Mir scheint wieder einmal, dass die USA uns Deutsche schon längst - ohne viel Lärm, lieber Herr Umweltminister - überholt hat.

Quelle: Spiegel 12/2013, S. 122