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Als Hauptwaffe gegen Vitamine
Stellt sich immer mehr heraus die berühmte Miller-Studie. Von 2005. Tenor: Vitamine töten. Etwas präziser: „Vitamin E verkürzt das Leben“. Klingt so aufregend, dass es prompt im ARD ausführlich besprochen wurde. Ein halbes Jahr später erneut. Und immer, und immer wieder auch in Ernährungsstudien zitiert wird. Als Argument gegen NEM. Weil ich soeben wieder lesen darf („dabei wissen wir doch seit Miller 2005, dass Vitamine töten können), weil ich mich also erneut ärgern durfte, hab ich noch einmal nachgeschlagen.
Die Studie ist exemplarisch. So exemplarisch für eine ganze Denkweise. Beispiel Brexit:
- „Am 30.10.2016 in der FAS Seite 22: Das britische Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal nach dem Brexit-Referendum um 2,3% gestiegen, deutlich kräftiger…“ also unerwartet gut. Wie war das? Brexit, die Katastrophe?
Weil exemplarisch, versuche ich Ihnen den Inhalt dieser berühmten Miller Studie einmal Punkt für Punkt aufzudröseln. Hatte ich übrigens bereits am 18.02.2009 getan. Dann mal los:
Vitamin E verkürzt das Leben
Hautnah, spannend, aktuell.
Die dramatische Warnung bezieht sich auf die Studie von Professor E.R. Miller (2005) Ann Intern Med 142 (1): 37 und ist gar keine Studie, sondern eine Meta-Analyse, also nachträgliche Auswertung von alten Studien, die zu einem ganz anderen Zweck angelegt waren.
- Und im Titel heißt es „... High Dosage ...“Will sagen, die Studie ergibt in Wahrheit, dass normale Dosen Vitamin E das Leben verlängern. Und erst höhere Dosen (1 g, 2 g) das Leben verkürzen. Die Studie könnte also verkünden: Vitamin E (in normaler Dosis) verlängert das Leben. Was lesen wir stattdessen?
- Außerdem steht im Titel „... may increase ...“: Will sagen: Das mag so sein. Oder auch nicht. Professor Miller behauptet die typisch deutsche Katastrophen-Warnung überhaupt nicht.
- Und dann liest man, dass diese Meta-Analyse nur 19 Studien umfasst. Nun gibt es Hunderte von Vitamin-E-Studien. Weshalb dann nur 19 ausgewählt? Weil nur in 19 gestorben wurde. Es gibt also nur 19 Studien an schwerkranken Menschen, denen in den letzten Monaten oder Jahren ihres Lebens Vitamin E verabreicht wurde. Also Krebskranken, Patienten auf der Intensivstation usw. Wörtlich „die waren unterernährt oder Hochrisikogruppe“. Selbst Professor Miller stellt fest, dass „... sich diese Ergebnisse nicht auf gesunde Erwachsene übertragen lassen“. Wo steht dies in deutschen Zeitungen?
- Und jetzt kommt der Witz: Wenn Sie diese kläglichen 19 Studien einmal auseinander nehmen, finden Sie, dass in 18 Studien die Mortalität eben nicht signifikant ansteigt. Dass hier kein negativer Vitamin-E-Effekt nachgewiesen wurde. Nur in einer einzigen Studie gelang dies. In einer von 19. Wenn Sie dann 18 neutrale und 1 negative Studie zusammenzählen kommt negativ heraus. Na, sowas!
Zusammenfassend: Also in einer einzigen von 19 wiederum aus Hunderten gezielt ausgewählten Vitamin-E-Studien sind schwerkranke Menschen („unterernährt, Hochrisikogruppen“) früher gestorben. Allerdings nur bei hoher Dosis. Das müssen wir jetzt glauben, obwohl 18 Studien dem widersprechen. Logik?? Bei üblicher Vitamin E Gabe dagegen wurde das Leben verlängert. Und daraus wird in deutschen Zeitungen:
Vitamin E verkürzt das Leben.